Mittwoch, 23 Januar 2013 17:01

Neue Plakatierregelung | Protest von Veranstaltern

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Plakattafel2010megazinDie neuen Plakatierregelungen in der Stadt Ingolstadt sorgen immer noch für Diskussionen. Nach Beschluss des Stadtrate vom Juli 2012 soll künftig nur noch die Werbung in Rahmen an Lichtmasten möglich sein, die exklusiv von der Firam mediateam betrieben werden. Die bisher übliche Werbung mit Plakatständern am Straßenrand soll damit künftig unterbleiben. Preislich für die Veranstalter kaum ein Unterschied, war man bei mediateam der Meinung, auch im Auswahlverfahren. Ausnahmen für gemeinnützige Veranstaltungen soll es nicht geben, auch diese müßen nach der neuen regelung in 2,10 m Höhe an dem Masten für ihre Veranstaltungen werben - ein Sonderpreis dafür sei allerdings möglich, so mediateam. In einem Offenen Brief haben sich nun Veranstalter, Gastonomie, Kultur- und Sozialeinrichtungen gegen diese Praxis ausgesprochen.

Offener Brief an Oberbürgermeister und Stadträte
 
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren Stadträte,
 
die Unterzeichnenden wenden sich mit folgendem Anliegen an Sie.
 
Wir alle sind als Kultur treibende und Veranstalter in Ingolstadt tätig. Ohne unser berufliches, aber auch ehrenamtliches Engagement wäre die kulturelle Landschaft in Ingolstadt wesentlich ärmer.
 
Auch in Zeiten des Internets werden Veranstaltungen traditionell immer noch klassisch über Plakate bekannt gemacht. Das geht von einer Veranstaltung wie dem CSU-Ball bis hin zu einer Lesung in einer Bücherei. Ausgeführt wird die Plakatierung schon seit vielen Jahren durch entsprechende Plakatierfirmen, aber auch Selbstplakatierer. Ein wildes Plakatieren war schon deshalb ausgeschlossen, weil die Stellen genehmigt und auch bezahlt werden mussten. Einem Vorschlag von 2010 hängende Werbetafeln aufzustellen, wurde damals aus statischen Gründen sogar eine Absage erteilt.

Umso mehr ist es im höchsten Maße verwunderlich, dass nunmehr eine Berliner Firma den Zuschlag für das „exklusive Werberecht“ erhalten hat.
 
Besonders befremdlich ist dabei, dass keiner der hier bekannten und seit vielen Jahren tätigen Veranstalter in irgendeiner Weise vorab informiert worden wäre. Wer nicht zufällig die Ausschreibung in der IZ zur Kenntnis genommen hat, war ahnungslos. So ging es vielen von uns. Jetzt wird man vor vollendete Tatsachen gestellt, mit schweren negativen Folgen für die ganze Veranstaltungsszene.
 
1. Die Kosten gegenüber früher steigen exorbitant.
 
– Während früher pro Stelle zwei Plakate möglich waren, ist jetzt je Seite zu bezahlen.
 
– die zu bezahlende Mindestzeit beträgt sieben Tage, ob man die braucht oder nicht.
 
– Die kleinen Veranstalter, wie Club Maki, Ohrakel, Batterie, Eventhalle, Gartentage, Immobilienmese und viele andere die bis dato selber plakatiert haben, müssen jetzt mit einer mehrfachen Erhöhung ihrer Kosten rechnen. Viele knapp kalkulierte Events sind deshalb von vornherein zum Scheitern verurteilt.
 
– Die auswärtigen Veranstalter wie z.B. Gross-Obermeier (Hansi Hinterseer), Konzertbüro Auugsburg (Kaya Yanar), spotlight production (Media Markt Eisgala) trifft es noch härter. Kostensteigerungen von über 100 % sind die Folge. Fraglos werden noch weniger auswärtige Agenturen Ingolstadt in Ihre Planungen mit einbeziehen.
 
So kostet eine Veranstaltung für ortsansässige Veranstalter auf privaten Flächen wie Westpark, Eventhalle, Paradox, etc bis Ende 2012:
 100 Stellen: (100 x 1,20 Euro x 10 Tage): 1200,- Euro Stadtgebühr
 200 Tafeln plakatieren: 900,- Euro
 Summe: 2.100,- Euro
 
 Ab 2013:
 200 Plakate, 14 Tage, da 10 Tage nicht möglich sind:
 200 x 1,45 Euro x 14 Tage: 4.060,- Euro!
 Selbst bei zehn Tagen wäre der Preis immer noch: 2900,- Euro und das DINA1 und nicht DINA0!
 Somit erhöht die neue Gebühr die Kosten bei 10 Tagen um 38% mehr und bei 14 Tagen sogar um über 93%
 
 Ortsfremde Veranstalter, wie Gross-Obermeier (Hansi Hinterseer in der Saturn-Arena), Konzertbüro Augsburg (Kaya Yanar, Saturn-Arena), Spotlight Production (Media Markt Eisgala), z.B. trifft es noch heftiger: So schlägt hier eine zweiwöchige Plakatierung mit 100 Plakaten wie folgt zu buche: 100 x 2,10 x 14: 2940,- Euro, Doppelseitig: 5880,- Euro
 Vorher hätten Sie diese 100 Plakate für 1290,- Euro erhalten! Hier beträgt der Aufschlag 128%. Außer, die Stadt sieht Hansi Hinterseer als „kulturelle Veranstaltung“, doch dem steht im Wege, dass es sich hierbei um einen „ortsfremden Veranstalter“ handelt, der eben mit 2,10 je Plakat/Tag zu rechnen hat. Bleibt außer Frage, dass noch weniger auswärtige Agenturen auch Ingolstadt in die Planung mit einbeziehen, als dies bis dato der Fall ist.
 
Als Vergleich: Möchte eine Partei dieselbe Anzahl an Plakaten aufhängen, wie die benannten Veranstalter, so gilt natürlich ein anderer Preis: 0,17 Cent je Plakat und Tag. Das macht 238,- Euro, statt 2940,- Euro.
 
Und warum das Ganze? Wegen Mehreinnahmen? Wegen der Ordnung? Wegen einer Verbesserung der Information?
 
Tatsächlich hängen jetzt die Plakate in 2,5 m Höhe entlang den Hauptverkehrsstraßen. Lesen kann sie beim Vorbeifahren keiner und wenn doch, ist das eine Gefährdung des Straßenverkehrs
 
I.) Der Abstand zwischen Betrachter und Plakaten (Größe DIN A1) in einer Höhe von 2,50 Meter ist derart groß, dass wichtige Informationen nicht gelesen und erkennbar sind!
 
II.) Höhe von 2,50 Meter: Plakate befindet sich nachweislich außerhalb des Blickfeldes von Verkehrsteilnehmern, in dem Informationen noch wirkungsvoll wahrgenommen werden.
 
III.) Bei Dämmerung oder Dunkelheit sind die Plakate in dieser Position nicht mehr sichtbar!
 
IV.) Zudem wird der Plakatrand durch das verwendete Plakatsystem (Schieberahmen) um weitere Zentimeter beschnitten und verkleinert!
 

Eigenveranstalter, wie Weltenbummler, mit kleinen Plakaten, verschwinden ganz.
 
Am Gravierendsten ist aber die monopolistisch ausgerichtete Zielrichtung.
 
Laut Ausschreibung umfasst die Konzession „das exklusive Werberecht auf öffentlichen................... Flächen“. D.h., der gesamte öffentliche Raum ist der Veranstaltungswerbung entzogen und einer einzigen Firma übertragen worden. Für die öffentlichen Flächen der Stadt Ingolstadt bedeutet das eine Monopolstellung. Dies ist umso weniger hinnehmbar, als inhaltlich diese „Exklusivität“ in keiner Weise konkretisiert ist. Lediglich der Umfang ist von mindestens 400 bis max. 800 Plakatrahmen entlang der Hauptverkehrsstraßen festgelegt. Dies bedeutet, dass sogar auf öffentlichen Nebenflächen keine anderweitige Werbung zulässig ist
 
("exklusiv")
 
Weiter existiert keinerlei inhaltliche Kontrolle. Wer trifft die Auswahl der Veranstalter, wer legt die Anzahl fest? Steht das alles im Belieben des Monopolisten? Ein Freibrief für einen Alleinunternehmer.
 
Zudem entsprechen die aufgestellten Plakatständer nicht den Anforderungen in der Ausschreibung (sie sind nicht beweglich, wie angefordert). Diese hätten so nie genehmigt werden dürfen.
 
Dies alles greift in unzulässiger Weise in unsere Rechte ein. Öffentliche Fläche, anders als Eigentum, dient auch der Öffentlichkeit. Der öffentliche Raum muss deshalb auch uns zugänglich sein. Durch die „exklusive Übertragung“ der öffentlichen Fläche an einen Monopolisten werden wir dagegen gänzlich ausgeschlossen. Das stellt einen schwerwiegenden Eingriff in unsere Berufsfreiheit, Informationsfreiheit, aber auch in das Recht auf freie Meinungsäußerung dar. Der dahinter stehende Zweck dagegen, rechtfertigt diese schweren Eingriff nicht, zumal damit sogar das Gegenteil erreicht wird (siehe Straßenverkehr). Dabei beschädigt man unbesehen ohne jeden zwingenden Grund die gesamte Veranstaltungskultur dieser Stadt. Notfalls behalten wir uns deshalb sogar rechtliche Schritte vor.
 
Wir fordern:
 
- Das altbewährte System mit DINA1 und DINA0 durch die regionalen Plakatieragenturen und die Selbstplakatierung.
 
- Kostensenkung der Genehmigungsgebühren
 
Die Unterzeichner:
 
Der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband Ingolstadt mit seinen 122 Mitgliedern
 
u.a.:
 
Kult Hotel, Ingolstadt
 
ARA-Hotel, Ingolstadt
 
Antonius-Schwaige
 
Club Maki, Ingolstadt
 
Sowie:
 
Klaus Richters, Veranstalter
 
Daiker Christian, IG Metall
 
Kleinkunstbühne Neue Welt, Kabaretttage, Bluesfest
 
CoFo, Konzertbüro
 
Fischmarkt Hamburg
 
Argo Konzerte (Rock im Park, Audi Sport Park)
 
EX-BI-KU, Geschäftsführer Michael Müller (Gartentagen, Immobilienmesse,…)
 
Tanzstudio Süd, Geschäftsführer Frank Berndl (Hochzeitsmesse)
 
IM TEAM Event u. Media Agentur, Geschäftsführer Sabine Nötzel (Frühlingsmarkt Sadizell, Neuburg, Scherneck,..)
 
Stefan Schaller, Veranstalter
 
Erdanziehung, Geschäftsführer Daniel Snaider (Dia Shows)
 
Ott Werbeagentur, Geschäftsführer Rainer Ott
 
Jens Uwe Schaeler, VTS Veranstaltungstechnik
 
megazin Media Verlag GmbH, Daniel Melegi
 
Eventhalle Ingolstadt, Geschäftsführer David Krebs
 
Stefan Schröder, SP Events
 
Und andere

 

Bild: megazin Plakttafeln 2010 C: megazin

 

 

 

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