Eigenem Bekunden zufolge möchte Fischer in der oberbayerischen Popmusik-Szene für eine verbesserte Infrastruktur werben; denn oft fehlt es jungen Musikern gerade an geeigneten Proberäumen sowie an Kontakten in die etablierte Szene. „Ein Schwerpunkt meines Aufgabenbereiches wird neben einer fachkundigen musikalischen Beratung sein, kreativ Schaffenden in der Popularmusik, Chancen und Möglichkeiten zu vermitteln, um individuelle Profile zu kreieren“, sagt der ehemalige freie Journalist beim Bayerischen Rundfunk. „Ich werde die kreativ Schaffenden der Pop-Kultur tatkräftig unterstützen.“ Expliziter Wunsch des oberbayerischen Bezirkstags ist auch, dass der professionelle Szenekenner sich um Aufklärung der Jugend über radikale Musikströmungen kümmert. Deshalb soll Fischer auch eng mit der „Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus“ und mit „Laut gegen Nazis e.V.“ kooperieren.
Informationen zu den Fachberatungen des Bezirks Oberbayern: In Oberbayern gibt es schätzungsweise rund 5000 Rock-, Pop-, und Jazz-Bands. Mit dem Popularmusik-Beauftragten schlägt der Bezirk Oberbayern eine Brücke zur Jugendkultur. Die Stelle ist zunächst auf drei Jahre befristet. Für seine inhaltliche Arbeit erhält der Berater ein jährliches Budget in Höhe von 50000 Euro. Der Bezirk verfügt bereits über eigene Fachberatungen für Fischerei, Imkerei, Heimat- und Volksmusikpflege sowie ein Trachtinformationszentrum. Auch die Bezirke Oberfranken, Unterfranken, Niederbayern und Oberpfalz engagieren sich für die Popularmusik-Förderung mit eigenen Servicestellen.
Matthias Fischer im Interview:
„Ich werde die Pop-Szene vernetzen, beraten, fördern“
Matthias Fischer ist studierter Jazz-Schlagzeuger und Musikjournalist. Als erster Popmusik-Beauftragter des Bezirks Oberbayern soll der gebürtige Münchner künftig vor allem sein Talent als Netzwerker unter Beweis stellen. „Als Musiker weiß ich: Die Wahrheit der Musik steckt nur in ihr selbst“, sagt der 28-Jährige. Im Interview erzählt er von seinen Erwartungen und Plänen im neuen Job.
Ein Ohr für junge und ältere Musiker: Wie muss man sich die Arbeit eines Popularmusik-Beauftragten vorstellen? Matthias Fischer: Ich denke, diese Arbeit hat keinen Anfang und kein Ende. Da sind meiner persönlichen Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Die Suche nach geeigneten Proberäumen überfordert viele Musiker, egal ob jung oder alt. Es fehlt an der regionalen Vernetzung der Szene. Jungen Musikern mangelt es an Beratung für die Vertragsgestaltung, wenn sie ein Engagement haben. Und die Gema ist für viele immer noch ein Buch mit sieben Siegeln. Selbst Profis sind oft nicht Mitglied der Gema, weil sie die Antragsflut fürchten.
Haben Sie schon erste konkrete Projekte?
Da die Stelle des Popmusikbeauftragten im Bezirk Oberbayern neu ist, konzentriert sich meine Arbeit am Anfang besonders darauf, Menschen kennenzulernen.
Wen haben Sie dazu im Auge?
Zum Beispiel meine Kollegen aus den anderen Bezirken, die Kulturreferenten der Landkreise und kreisfreien Städte, die oberbayerischen Kreisjugendringe oder natürlich Musiker und Bands aus Oberbayern. Ich möchte mir ein Netz aus Kontakten spinnen, das eine maßgebliche Basis für mein zukünftiges Handeln sein wird.
Und erste inhaltliche Akzente?
Ein ganz konkretes Projekt ist der Aufbau einer Homepage, die detaillierte Auskunft geben wird über Inhalte und Angebote der Beratungsstelle für Popmusik. Meine ganzen Ideen versuche ich gerade zu bündeln und zu strukturieren. Ein wichtiges Anliegen dabei ist mir auch das Thema Inklusion.
Popkultur steht für Unabhängigkeit und Freiheit, für unzählige Strömungen, großen Wandel und Bewegung. Inwiefern ist das Selbstverständnis von Popkultur überhaupt mit einer behördlichen Beratungsstelle vereinbar?
Die bunte Vielfalt der Popszene und der Bezirk Oberbayern schließen einander nicht aus. Ich finde es gut, dass der Bezirk diese Stelle in seine Verwaltung mit seinem vielfältigen Netzwerk eingebunden hat und mich nicht als Freelancer durchs Land schickt. Und wichtig ist auch zu zeigen, dass ich altersmäßig nah an meiner Zielgruppe dran bin. Musik steht für eine blühende Kultur, in der man sich austauscht, mit der man sich identifiziert und die sich stetig neu erfindet und die gesellschaftliches Miteinander erst ermöglicht.
Der explizite Wunsch des Bezirkstags ist, dass der Pop-Musikbeauftragte junge Musiker über die rechte Szene aufklärt. Welche Pläne und Ideen haben Sie da? Es ist für mich ein wichtiges Anliegen, politische Aufklärungsarbeit über radikale Musikströmungen zu leisten. Ich werde mich dazu sicher mit der Landeskoordinierungsstelle Bayern gegen Rechtsextremismus eng vernetzen – insbesondere mit der regionalen Beratung für Oberbayern, die beim Kreisjugendring Ebersberg angesiedelt ist. Auch die Fach- und Informationsstelle gegen Rechtsextremismus beim Feierwerk in München sehe ich als wichtigen Partner. Wir müssen uns gegenseitig eng abstimmen, damit wir gemeinsam noch besser über diese inakzeptablen Strömungen aufklären können.
Volksmusik- und Heimatpflege sind Fachberatungen des Bezirks. Heimat ist in Oberbayern auch in der Musikszene ein wichtiger Anker. Können Sie sich eine Zusammenarbeit mit den beiden Fachberatern des Bezirks Oberbayern vorstellen und wie könnte diese konkret aussehen?
Definitiv kann ich mir eine Zusammenarbeit mit Heimat- und Volksmusikpflege vorstellen. Volksmusik und Popmusik müssen sich nicht ausschließen, das sieht man gut am Beispiel von La BrassBanda. Ich finde dieses Verschmelzen verschiedener Stile und Musikrichtungen spitze. Deshalb freue ich mich schon sehr, Volksmusikpfleger Ernst Schusser persönlich kennenzulernen.
Könnten Sie sich auch vorstellen, mit Ernst Schusser gemeinsam zu musizieren?
Na klar. Fusion im Bezirk Oberbayern, das wäre ein schönes Projekt. Akkordeon, Schlagzeug und Vocals von uns beiden – wie spannend!
Popularmusikbeauftragter – ein sperriger Begriff, mit dem junge Musiker vielleicht wenig anfangen können. Haben Sie schon eine Idee, wie Sie Ihre Beratungsstelle nennen werden, um bei der Szene zu landen?
Einige Ideen gibt es bereits. Ich werde sie hier nicht verraten, weil ich den Namen für den Bezirk schützen lassen möchte. Wichtig ist, dass der Name kurz und einprägsam ist und zur oberbayerischen Jugendkultur eine Brücke schlägt. Es muss klar zum Ausdruck kommen, dass ich die Szene vernetze, fördere und berate.
Interview und Bilder:
Pressestelle Bezirk Oberbayern
089 2198-90011
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!