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Carmen Mayer348INGOLSTADT | Sie ist eine der mörderischen Schwestern, die ihre Verbrechen gerne mit einem leibhaftigen bayerischen Hauptkommissar bespricht. Autorin Carmen Mayer ist die Schöpferin von Kommissar Walter Braunagel, Hauptfigur ihrer inzwischen fünf Kriminalromane. Sein aktueller Fall ist ein Ingolstädter Apotheker, der verkohlt in einem abgebrannten Stadl in Zuchering aufgefunden wird. Braunagel ermittelt. Gerade von Würzburg in die Polizeidirektion Ingolstadt versetzt, gerät er ins bürgerliche Milieu der Schanz und in die Flüchtlingskrise mit Medikamentenschmuggel und Menschenhandel. Mehr soll aus dem aktuellen Krimi „Hurentöchter“ nicht verraten werden, denn schließlich gilt Urlaubszeit = Lesezeit.

Wir wollen hingegen einen kurzen Blick auf die Autorin werfen, mindestens so vielschichtig, vielseitig und spannend wie ihre Romane. Mit ihrem Mann war Carmen Mayer Anfang der 1980er nach Ingolstadt gezogen - er ist von hier, sie aus dem Württembergischen, die Tochter wird in Ingolstadt geboren. Als Industriekauffrau ist sie 20 Jahre lang beruflich weltweit unterwegs– Hongkong, Seoul, China, Las Vegas. 1981 veröffentlichte sie mit der Sagenforscherin Emmi Böck und dem Künstler Matthias Schlüter die „Begegnung im Altmühltal“. Es folgen Kurzgeschichten zu Frauen, Pest und Emotionen in diversen Anthologien, ein Theaterverlag nimmt zwei ihrer Mundart-Stücke in sein Programm auf.  2009 ihr Debüt im Verlag edition oberkassel als Krimi-Autorin mit Kommissar Walter Braunagel und „Eiswein“. Die „Rose von Angelâme“ ist 2011 ihr erster historischer Roman. 2016 folgt „Das Awaren-Amulett“ mit dem sie überregional auf Lesereise ist und gute Resonanz in der Presse findet. Auf der Leipziger Buchmesse liest sie regelmäßig aus ihren Werken.

“Nein!“, antwortet sie recht energisch auf die eigentlich doch naheliegende Frage, ob sie mit ihren Braunagel-Krimis dem populären Regionalkrimi-Trend folgen wollte. Carmen Mayer ist tatsächlich nicht das Lokalkolorit an sich wichtig, sondern die Geschichte, die erzählt werden muss und die eben einen Ort braucht. Ohne Schreiben geht es in ihrem Leben nicht. Menschen, Beziehungen, Alltagsroutinen und Schrulligkeiten, die Brüche im Leben und in der Fassade inspirieren sie. Sie legt großen Wert auf Stimmigkeit in den Details, die Sprache muss zur Zeit und zur Person passen, die Atmosphäre des Ortes spürbar sein. Bevor sie alles niederschreibt, hat sie es im Kopf – Plot, Täter, Opfer, Orte. Dem geht eine intensive Recherchearbeit voraus, Sachkenntnis kommt eben nicht von ungefähr. Mit den  „Mörderischen Schwestern“, einem Netzwerk von Kriminal-Autorinnen, begibt sie sich ins Landeskriminalamt und folgt dort den Spuren Carmen Mayer 400echter Verbrechen und professioneller Mordermittlungen. So manche Polizeidirektion kennt sie von innen. Carmen Mayer hat allerdings zudem einen eigenen Kommissar vor Ort, mit dem sie längst auch befreundet ist. Hauptkommissar Heinz Rindlbacher (Foto), vormals Pressesprecher der Polizeidirektion Ingolstadt und jetzt Polizeichef in Eichstätt, berät sie seit vielen Jahren. Er korrigiert sie vor allem dann, gibt sie lachend zu, wenn ihr eine Ermittlungsmethode mal wieder etwas zu „amerikanisch“ geraten ist.

Bei aller akribischen Recherchearbeit, Carmen Mayer schöpft vor allem aus dem Leben selbst. Sie ist eine Beobachterin. Ein Gespräch auf der Straße, die Nachrichten oder Medienberichte reflektiert sie dabei ebenso wie die Erzählungen etwa von Marie-Luise Fleißer. Fiktion und Realität verbindet sie zu einem neuen Gewebe, durch das dann auch mal die nordische Mythologie durchscheint und die Rauhnächte lebendig werden lässt. Das Bekannte und das Geahnte ist es, das sie lebendig werden lässt und das uns geradezu in ihre Geschichten hineinzieht. Ihre Bücher sind auch für andere KünstlerInnen eine Inspiration und so entstehen szenischen Lesungen und Bühnenkooperationen, die wiederrum selbst dieser weltläufigen Frau noch so Manches abverlangen („Ich musste ein Kleid tragen!“).

Carmen Mayer kann auch sehr reell sein. Kritisch spricht sie über das Verlags- und Vertragswesen, darüber, wie versucht wird das unternehmerische Risiko einseitig auf die Autoren abzuwälzen. Sie unterstützt literarische Netzwerke, das "Aktionsbündnis für faire Verlage“ oder  Autorenwelt.de. Ihre Sachkenntnis und Erfahrung bringt sie für den Bereich Literatur in das neue Netzwerk der lokalen Kreativwirtschaft ein, das Ingolstadt attraktiver für Kreativschaffende machen will. Wer die Autorin persönlich kennenlernen möchte (ihr Humor wäre ein weiterer, guter Grund), kommt einfach am 14. Oktober zur zweiten „Ladies Crime Night“ der Mörderischen Schwestern ins Altstadttheater. Oder man begegnet ihr bei einem Treffen des Autorenkreises im „Café Maximilian“ in der Schäffbräustraße - übrigens auch das Stammlokal von Kommissar Walter Braunagel.

Petra Kleine

 

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Carmen Mayer in den Interviews mit Isabella Kreim im Kulturkanal Ingolstadt.
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Kategorie: Literatur