Die Farb- und Formensprache und Ästhetik der drei Künstler berühren bzw. treffen auf höchst unterschiedlich Weise. Sie appellieren an Archaisches oder uns allen Alltagsbekanntes wie spirituelle Räume, afrikanisches Kunsthandwerk, altes Baumaterial oder kritische Karikaturen. Wood, Gilbert und Kaminski zeigen sich bildgewaltig, hintersinnig oder verstörend direkt, leidenschaftlich, politisch, sacral, trashig oder ethno-kitschig... Doch sie sind vor allem engagiert. Ihre Themen sind so brisant und gewaltvoll wie die aktuellen Tagesnachrichten, sie sind so alt wie die Menschheit, ob sie sich wandeln, z.B. durch Aufklärung ist eine der großen Fragen. Es geht um Krieg und (die Möglichkeit von) Frieden, Zivilisation, Aufklärung und Rituale, Ethnozentrismus, Fetische und Religionen, seelische oder körperliche Gefangenschaften und Narben, aber auch um Witz, Licht und Spiritualität. Die Werke sprechen von Identität und Fremdheit, von Europa in Afrika, von Afrika in Europa. Gehören Tribal Wars ausgerechnet und immer noch zu unserem sich überlegen wähnenden zivilisierten Europa, waren nicht die hochtechnisierten Weltkriege auch einfach nur primitive Stammesfehden? Hat die Aufklärung nichts Wesentliches bewirkt? Mit diesen Gedanken spielt die Ausstellung und dies natürlich ganz bewusst auch über den Ausstellungsort im bayerischen Armeemuseum, einem militärischen Festungsbau. Nur eines, dass all dies mit den Flüchtlingsbewegungen thematisch so tagesaktuell brisant sein würde, das haben Tom Biber und Ansgar Reiß nicht geahnt, als sie anfingen die Ausstellung zu planen.
Wenn man nun meint, man müsse sich die Ausstellung so mühsam erarbeiten wie die Thematik komplex sind – weit gefehlt. Offen sein und hinsehen, alles geschieht dann von selbst, auch die Verstörung. Wer dann mehr wissen möchte, findet einen sehr lohnenden, aufklärenden Text der Kunsthistorikerin Diana Stöppel, der informiert und weitere Interpretation anbietet. Im Katalog.
Die Ausstellung läuft noch bis 22. November – also unbedingt ansehen!
Stimmen zur Ausstellung:
Isabella Kreim bringt im Kulturkanal viele O-Töne der Künstler sowie von Tom Biber und Ansgar Reiß | European Tribal Wars - Zivilisaton und Gewalt
Im Donaukurier spricht Andrea Hammerl von einer hochemotionalen, aufwühlenden Ausstellung | Wenn Afrika Europa gefressen hat
Zu Tom Biber, dem Kurator | Junge Künstler an der Spree | schon aus 2009, doch immer noch interessant, auch sein Gedanken zum Kunstmarkt.
Tom Biber und die Sonderausstellung im Armeemuseum 2013 Apokalyptik als Widerstand | Augsburger Allgemeine Nov. 2013 |
Bilder der Eröffnung
European Tribal Wars
Ort | Reduit Tilly (südliches Donauufer)
Dauer | Noch bis 22. November 2015
Di-Fr 9.00 bis 17.30 Uhr
Sa-So 10.00 bis 17.30 Uhr
Eintrittspreise | 3,50 €; erm. 3,00 €; Sonntags 1,00 €