Samstag, 21 Dezember 2013 20:17

Die Winterlounge | Von Gründung, Kunst & Pioniergeist

von
Winterlounge 2013 Winterlounge 2013 Petra Kleine

Die Winterlounge ist mehr als nur ein stimmungsvoller Event. Natürlich kann man hier einfach nur weihnachtlich genießen und findet dazu eine besonders schöne Atmosphäre. Und man sollte es unbedingt auch tun! Doch es schwingt an diesem Ort noch etwas anderes mit, etwas, das Ingolstadt ausmacht. Die Winterlounge hat im Moritzhof eine Geschichte weitergeschrieben, die wieder eine Gründungsgeschichte sein könnte. Das Potenzial ist da, um Ingolstadt und sein Zentrum mit neuer Qualität und Pioniergeist weiter zu entwickeln.

Dort zwischen Pfeifturm, Kirche und Rathaus ist ein Ort, an dem man persönlich erfahren kann, wie wichtig Künstler, Kulturschaffende und Kreativ-Unternehmen grundsätzlich und besonders für unsere Stadt sind. Hier zeigt sich das, was man in allen Berichten über die so benannte Kultur- und Kreativwirtschaft lesen kann: sie trägt zur Indentität einer Stadt bei, sie schafft und erobert neue Räume, bringt Atmosphäre und Begegnung, belebt die (Innen-)Stadt, macht sie zum Erlebnis, hält Wertschöpfung in der Region und erkennt die Schätze eines Ortes. Und weil Klaus Richters nicht nur Event-Organisator, sondern Event-Gestalter, kann viel von dem wirken, was er im und um den Moritzhof vorgefunden hat. Setzen wir uns also in die Winterlounge, blicken wir von der historischen Terrasse durch die Rathausarkaden auf den kleinen Handwerkskunstmarkt - und sprechen wir über einige Menschen, die in unserer Stadt professionell schöpferisch arbeiten als Künstlerin und Kreativwirtschaft, als Gestaltende und Pioniere, die alte Räume neu erobern. 

Es geht um den bildenden Künstler Ludwig Hauser, über die Keramikmeisterin und Künstlerin Susanna Smycek-Schumann mit dem Verein FAKten e.V. und um Klaus Richters, Gestalter und Inhaber von Richters Events. Sie alle gehören zur Ingolstadts Kreativwirtschaft und haben dem Moritzhof und den Rathausarkaden neues Leben eingehaucht und für uns alle erlebbar gemacht.

 

Kunst | Lichtstein im Moritzhof

„Der Moritzhof ist das ideelle Zentrum unserer Stadtgründung“, so Dr. Siegfried Hofmann, Historiker und Kulturpreisträger der Stadt Ingolstadt, über den Moritzhof, der sich über verschiedene kleine Terrassen zwischen Pfeifturm, Moritzkirche und Rathaus erstreckt. Der Künstler Ludwig Hauser (Kunstpreis Ingolstadt 2012) hat hier 2007 eine der öffentlichen Steinsetzungen vorgenommen, die er für das Kunstprojekt Lichtsteine 2006 zur 1200-Jahr-Feier der Stadt entwickelt hat. Dass der große Lichtstein verwirklicht werden konnte, hat der Donaukurier möglich gemacht.

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Der ruhige, fast intime Hof war bisher kaum zugänglich gewesen und wenn man einmal die Möglichkeit hatte, so war es dort oben wie in einer anderen Welt und Zeit. Mit dem eineinhalb Tonnen schweren, archaisch gestalteten Licht-Stein-Kunstwerk, habe Hauser, so wieder Siegfried Hofmann, eine Verbindung zum historischen herzoglichen Kammergut und damit zu den Wurzeln der Stadt Ingolstadt hergestellt. Einer der kraftvollen, magischen Orte unserer Stadt ist hier also. Dafür leuchtet das Blau des Lichtsteins seither durch die weiterhin verschlossenen Eisengitter und verbindet uns damit.

 

Event | Sky-Lounge und Winterlounge

Klaus Richters hat ein Gespür für solche Orte, die auch eine gesellige Veranstaltung zu einem besonderen Erlebnis machen. Seit kurzem ist er mit verantwortlich für die neue Ausrichtung des Bürgerfestes und hatte im Sommer 2013 auf den Dächern der kleinen Ladenzeile in der Moritzstraße, unter dem Pfeifturm, eines des Bürgerfest-Highlights geschaffen, die Sky-Lounge. Zusammen mit Anke und Stefan Roos von Sports Unlimited hat er an diesen Erfolg angeknüpft und die erste Winterlounge eingerichtet.

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Mit Liebe zum Detail, angenehm zurückhaltend möbliert und dekoriert schlägt hier nichts das historische Umfeld tot und hat dennoch genug eigenen Stil für das, was man Ambiente nennt. Der schwere Lichtstein steht mittendrin im Glühwein- und Feiergetümmel – wirkt mal etwas fremdartig, mal störrisch, mal stoisch, doch nie störend oder gar gefährdet. Stadtgeschichte, Kunst und Event sind offenbar doch an einem Ort zugleich möglich: Klaus Richters hat dem Stein genügend Raum gelassen, ihn nicht zugestellt oder überbaut – auch das zeigt seine Qualität als Event-Gestalter, er kann mit dem was er vorfindet respektvoll umgehen und gestaltet im Sinne einer Neuschaffung. Chapeau! Und so kann man unter dem Pfeifturm, neben dem Licht-Stein und in den historischen Arkaden Atmosphäre, Kunst, Glühwein, Kaffee tatsächlich genießen - und dabei auch ein Ingolstadt, das einem so, trotz Winter, fast südländisch anmutet.

 

Gestaltung | Im Handwerk

Susanna Smyczek-Schuhmann ist seit langem „vor Ort“, an der Moritzstraße, gleich unter dem Pfeifturm. Sie ist Keramikmeisterin, bildende Künstlerin (Mitglied des BBK) und Gestalterin im Handwerk sowie Lehrbeauftragte der Uni Eichstätt. Viele Jahre führte sie in der Moritzstraße die „Töpferstube am Pfeifturm“. Sie gestaltete, produzierte und verkaufte Keramik, entwickelte Neues, bildete aus, organisierte lange den regionalen Kunst- und Handwerksmarkt und brachte ihren Pioniergeist als Kreativschaffende vielfältig ein. Als Reaktion auf das asiatische Massen-Kunsthandwerk, des den Markt heimischer Produzenten stark beeinträchtigte und das Kunsthandwerk verkitschte, gab sie vor 5 Jahren den Anstoß zur Gründung des Vereines FAKten – Forum für angewandte Kunst in der Region 10. Die Kreativen im FAKten e.V. wollten die Gestaltung und Qualität im Kunsthandwerk wieder zeigen sowie die Professionalität und Qualität ihres Handwerks, das Schöpferische betonen. So sind bei FAKten eine Goldschmiedin, ein Grafiker, ein Buchbindemeister, eine Bildhauerin, Textilgestalterinnen oder ein Schlossermeister. Vor etwa zwei Jahren entstand die FAKten-Galerie „Das gibt’s nur einmal“ in dem Ladengeschäft in der Moritzstraße.

FAKten Smycek Böhnel

Hier können sich Kreativ-ProduzentInnen aus der Region für eine Weile einmieten und ihre Werkstücke ausstellen und verkaufen. Voraussetzung ist eine professionelle Haltung und Qualität. Susanna Smyczek-Schuhmann organisiert das Ganze – und sie steht auch dann dafür gerade, wenn sich in einem Monat einmal kein Mieter findet. Diese Concept-Stores tragen zu einem hochwertigen und besonderen Warenangebot in den Innenstädten bei, so wie Produzenten-Galerien für die bildende Kunst. Immer mehr Menschen schätzen es, direkt bei den regionalen ProduzentInnen Schmuck, Mode, Kunst, Keramik, Design kaufen zu können – ein Unikat, Original oder Multiples. Die schöne Dekoration solcher Läden gestaltet oft den städtischen Raum davor mit - mehr solcher Geschäftsideen in unserer City!

 

Handwerkskunst | In den Rathausarkaden

Zusammen mit Klaus Richters organisierte Susanna Smyczek-Schuhmann im Rahmen der ersten Winterlounge auch den Kreativmarkt „Handwerkskunst in den Rathausarkaden“. Zunächst nur mit einigen wenigen Ausstellern – mehr Platz war in den Arkaden nicht. Doch hiervon scheint wieder ein neuer Impuls, eine neue Gründung vielleicht, auszugehen. Etwas, um die (Innen)Stadt mit etwas Besonderem, wirklich Originärem zu beleben, das jenseits der Filialketten und Massenprodukte liegt. Etwas, das Wertschöpfung, Lebensqualität und Kreativität in unserer Region stärkt. Das, was Künstler, Gestalterin im Handwerk und den Event-Gestalter verbindet ist nicht nur das Schöpferische, es ist eine besondere Haltung, bei dem was sie tun.

Hier nun einige Eindrücke von dem Kreativmarkt - in unserer K10-Übersicht für Kreative | Unternehmen sind die Kontaktadressen und Werkstätten zu finden. Mein Lieblingsstück wurde schnell der "Schwäbische Adventskranz", der mit nur einer sparsamen Kerze bis zu vier Adventslichter zaubert ...

 

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