Der Wert des Schöpferischen und die Wertschöpfung
Unternehmerin Veronika Peters sagt von sich selbst, sie sei eine Grenzgängerin - zwischen der Welt der Wirtschaft und der Welt der Kunst. Und sie versteht von beiden Welten etwas, weiß, dass es ganz verschiedene Sprachen und Denkweisen sind, mit denen jeweils gearbeitet wird. Es geht ihr beim Kultursponsoring nicht nur um die Frage der Verantwortung eines erfolgreichen Unternehmens für die Stadt und Region. Sie sieht einen wirklichen Wert in der Auseinandersetzung mit den Kreativschaffenden. Ihr ist die Kunst wichtig, wohl gerade auch, weil diese nicht vorrangig effizient und zweckgebunden agiert, sondern inhaltlich, sinnlich, zweckfrei arbeitet und sich auseinandersetzt. Sie schätzt die Kunst, die das Denken der Unternehmerin irritiert, Raum für neues Denken schafft. Raum für Kreativität, so Veronika Peters, untersteht auch in einem Unternehmen nur da, wo man Freiräume gibt, Querdenken und Eigenverantwortung zulässt, Routinen verlässt. Lebendigkeit und auch mal Chaos dürfen sein, und, meint sie augenzwinkernd, auch eine Stadt muss nicht immer blitzsauber durchorganisiert sein. Kreativität durch Unfertiges und durch Situationen im Übergang, Zwischennutzungen die eine Entwicklung auch mal offen lassen und nicht alles im Detail vorgeben. Dass dies hochwertige Qualität und die Nachhaltigkeit in der firmentäglichen Praxis unterstützt, zeigt die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das zum 110-jährigen Jubiläum einer der größten Ausbildungsbetriebe der Region ist, inzwischen mehr als 450 Arbeitsplätze anbietet und jeden der etwa 80 Auszubildenden übernehmen kann.
Veronika Peters hat sich in ihrer Zeit als Stadträtin aktiv für die Kultur- und Kreativwirtschaft eingesetzt, sie weiß wovon sie spricht, wenn es um Co-Working-Spaces geht. Immer wieder lädt sie Künstlerinnen und Künstler ein, für das Unternehmen tätig zu werden.
Für den neuen Imagefilm der Gebr. Peters hat sie Kreative der freien Szene angesprochen. Daniel Lange (Künstler MALUN, Wirt des Szenetreffs Tagtraum, Organisator u.a. von Graffiti-Events und dem Taktraumfestival), Bettina Reinisch (Filmemacherin und Kuratorin, aktuell kuratierte sie die Vodeokunst-Ausstellung „Urban Transition" im Kunstverein Ingolstadt, Mit-Organisatorin des 20 min|max Kurzfilmfestivals) und Dennis Kizilirmak (Tonstudio Feinschliff) haben zusammen den Imagefilm konzipiert, gefilmt, geschnitten und vertont. Als Darstellerin konnte Model Daniela Bauschek gewonnen werden (schön dabei, dass ihr Tattoo nicht weggeschminkt wurde, sondern in dem hocheleganten Badezimmer wirken darf). In dem Film sollte nicht das gängige Bild eines Handwerkers wiedergegeben werden, so Daniel Lange. Es geht um Ästhetik, darum, den Raum in dem das Unternehmen Peters handwerklich arbeitet als ästhetischen Raum zu zeigen. Es geht um Sinnlichkeit und Schönheit von Form und Material, um Präzision und Design. Die handwerkliche Technik, Wärme, Licht, Wasser und Strom, tauchen auf, schwingen leicht mit, tauchen wieder ab und lassen den Raum wirken.
Möglichkeitsräume schaffen
Ein neues Kreativ-Projekt, das Veronika Peters vorbereitet, wird die Nutzung des ehemaligen Peterschen Firmengeländes in der Donaustraße sein. Hier soll ein Kreativ-Hof entstehen. Dabei soll nicht alles durchrenoviert werden, etwas Provisorium muss schon sein, so dass etwas entstehen kann, was nicht vorweg geplant wurde. Der Architekt und Musiker Chris Neuburger hat erst kürzlich, auf einem Vortrag beim Treffen der bayerischen Kreativwirtschaft, dafür plädiert, genau solche „Möglichkeitsräume" in der Stadt zu schaffen.
Den Anfang der neuen Nutzung macht demnächst der Künstler Gerhard Frömel, der das alte Eisentor ersetzen soll und so ein erstes Signal für die neue Nutzung der Peterschen Höfe geben wird. Der Künstler hat 2011 in der Galerie Mariette Haas ausgestellt und setzt sich seit mehr als 30 Jahren mit Konstruktiver und Konzeptueller Kunst auseinander. Frömel, der schon ein Modell für das neue Tor entworfen hat, formuliert zu seiner künstlerischen Arbeit: schon ein minimaler Schritt – physisch und geistig – kann die Sicht auf die Welt enorm verändern... ES IST WAS WIRD.
UnternehmensKULTUR
Zur Jubiläumsfeier am 20. und 21. April sind Stadt und Region herzlich eingeladen, halbstündig fährt sogar ein Shuttle-Bus von ZOB zum Firmengelände – denn auch das ökologische Denken gehört zur erfolgreichen Unternehmenskultur.
Fritz und Veronika Peters
(Foto: Michael Schmatloch)
Ein schönes Firmenportrait Die Idee kam 1903 vom Oberleutnant von Michael Schmatloch zur Gründung und Entwicklung des Unternehmens findet sich bei der der online-Zeitung www.ingolstadt-today.de
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Video: Imagefilm Gebr. Peters GmbH